Bei einem Vergleich aller großen Weltreligionen diskriminiert der Buddhismus Frauen wohl sogar in geschichtlicher Hinsicht verhältnismäßig wenig. Allerdings gibt es einige Schwachstellen und der Buddhismus zeigt deutlich patriarchale Züge. Zwar können sowohl Männer als auch Frauen die volle Befreiung verwirklichen, dennoch sind deutlich mehr männliche Meister bekannt als Frauen.
Widersprüchlichkeiten bei der Überlieferung
In vielen Texten zu der Rolle der Frauen im Buddhismus wird auf eine Passage hingewiesen, in der Buddha bei der Gründung eines Frauenordens gesagt haben soll, mit einem weiblichen Orden würde die buddhistische Lehre statt 1000 Jahre lediglich 500 Jahre währen. Doch gleichzeitig wurde keinerlei Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht, im Hinblick auf die Erlangung der vollen Befreiung. Obwohl in der damaligen Zeit die Gesellschaft in Indien extrem patriarchalisch geprägt war, wurde von dem Erwachten ein großer Frauenorden gegründet. Viele der Schülerinnen konnten die volle Erwachung realisieren oder eine hohe Befreiungsstufe erreichen. Viele gelehrte Buddhisten zweifeln daher an der Echtheit dieser Aussage und halten sie für nachträglich in den Pali-Kanon eingeschoben.
- Reisch, Elisabeth (Autor)
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Freiheit und Religion – auch für die Frau
Während traditionell der Mann das Oberhaupt der Familie ist, wollte Buddha den Frauen einen Platz einräumen. Er war damit vermutlich der erste Mann, der den Frauen einen Zugang zur Religion ermöglicht hat. Seiner Meinung nach sind Frauen ebenso intelligent und fähig wie Männer. Doch diese Thesen werden nicht vollständig umgesetzt und gelebt.
- Die Frau bleibt auch im Buddhismus in der zweiten Linie. So hat es noch nie einen weiblichen Dalai Lama gegeben.
- Obwohl es viele weibliche Gemeinschaften im Buddhismus gibt, stehen diese hinter den männlichen Verbindungen der Mönche zurück.
- Dennoch muss der Buddhismus sicherlich im Hinblick auf Toleranz und Menschlichkeit gegenüber den anderen großen Religionen hervorgehoben werden.
Unterschiede und Gleichheit
Verschiedene Schriften besagen, dass eine Nonne selbst nach hundert Jahren der Ordinierung vor einem frisch ordinierten Mönch eine ehrfurchtsvolle Begrüßung zu vollziehen hat. Die Nonne darf den Mönch weder schmähen noch ihm Vorhaltungen über Verfehlungen machen. Schelten oder Vorhaltungen sind dem Mönch vorbehalten, der diese gegenüber der Nonne durchaus machen darf.
Doch wie bei allen Religionen ist auch im Buddhismus die Auslegung der Lehre der entscheidende Faktor, wenn die Rolle der Frau beleuchtet werden soll. Ob die Rolle nach dem historischen Ansatz definiert wird oder nach der modernen Auslegung des Glaubens, es werden sicher Zweifel an der Gleichheit bleiben. Bedenken sollte man aber, dass Buddha für seine Zeit einige extreme Umwälzungen angestoßen hat, die seine Zeitgenossen sicher schockiert haben.